Berlin, 30. Oktober 2025: Am 3. November beginnen die Berliner Zero-Waste-Aktionswochen. Zero Waste verfolgt das Ziel, in der Freizeit, im Alltag, im Handel und in der Produktion möglichst wenig Abfall zu produzieren und Rohstoffe zu schonen. Bis 30. November stellen viele Akteure zahlreiche Mitmach-Aktionen und Events auf die Beine, die zeigen, wie Zero Waste wirklich geht. Auch das Ressourcenschutz-Team des BUND Berlin organisiert wie jedes Jahr Veranstaltungen im Rahmen der Aktionswochen.
Alle Infos zu den Veranstaltungen des BUND Berlin finden Sie auf der Seite Remap Berlin: https://www.remap-berlin.de/veranstaltungen
Weitere Informationen zu den Zero-Waste-Aktionswochen finden Sie unter diesem Link: https://www.zerowaste-aktionswochen.de/de
Dazu erklärt Tobias Quast-Malur, Referent für Ressourcenschutz des BUND Berlin: „Der Berliner Senat selbst übersetzt Zero Waste mit ‚Null Verschwendung‘. Dieser Grundsatz sollte auch für die Haushaltspolitik der schwarz-roten Koalition gelten. Statt sinnfreier und ökologisch schädlicher sowie außerdem nicht realistisch innerhalb der zwei Haushaltsjahre umsetzbarer Betonpolitik sollten die Gelder nachhaltig für eine lebenswerte Stadt der Zukunft eingesetzt werden. Die Kürzungen im Bereich Klima- und Umweltschutz sind das Gegenteil davon.
Die Finanzierung der Berliner Zero-Waste-Strategie muss wieder auf das Niveau von 2023 gehoben werden. Bereits im vergangenen Doppelhaushalt waren massive Kürzungen für die Umsetzung der zahlreichen Maßnahmen vorgenommen worden – die Folgen waren sofort spürbar: Die Restmüllmenge stieg zuletzt erstmals seit Jahren wieder an, die abfallpolitischen Ziele rücken damit in immer weitere Ferne.
Auch der Umweltschutz am Bau darf mit Blick auf große Abfallmengen und starke Negativwirkungen auf Klima und Natur nicht Opfer einer einseitig fehlgeleiteten Senatspolitik werden. Trotz starker Nachfrage aus der Baubranche will Schwarz-Rot auch diesen Titel von 575.000 Euro auf nur noch 250.000 Euro – und damit auf weniger als die Hälfte im Vergleich zu 2025 – zusammenstreichen. Das schadet nicht nur der Umwelt, sondern verhindert auch die Entwicklung innovativer Wirtschaftskonzepte in der Region.
Auch die De-Facto-Streichung der Umsetzung von Kommunikationsmaßnahmen für eine hochwertige Kreislaufwirtschaft durch CDU-Umweltsenatorin Ute Bonde sind umwelt-, klima-, und wirtschaftspolitisch kurzsichtig und müssen vollständig rückgängig gemacht werden. Die Finanzierung von 300.000 Euro pro Jahr muss erhalten bleiben, damit aktuell vorhandene Berliner Defizite bei der Bio- und Gewerbeabfallsammlung sowie bei der Verringerung von Lebensmittelabfällen wirksam gelindert und beseitigt werden können. Mit der zweiten Lesung im Umweltausschuss sind nun noch einmal zumindest 100.000 Euro pro Jahr durch die schwarz-rote Koalition zur Verfügung gestellt worden. Dies bedeutet aber immer noch eine radikale Kürzung von zwei Dritteln der Mittel im Vergleich zum Vorjahr.
An den umweltpolitisch verheerenden Auswirkungen der Streichorgie der Senatorin ändern auch die teilweisen Korrekturen der Koalitionsfraktionen nur wenig. Zusätzliche Gelder dürfen keinesfalls zu Lasten anderer wichtiger Vorhaben im insgesamt stark unterfinanzierten Umwelt- und Klimasektor generiert werden.“
Unterfinanzierte Zero-Waste-Strategie: Abfallmenge gestiegen
Die Mittel zur Umsetzung der Berliner Zero-Waste-Strategie verbleiben auf niedrigem Niveau. Bereits im Vorgängerhaushalt waren im Etat für Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung im Vergleich zu 2023 1,7 Mio. Euro gekürzt worden. Zugleich werden die in der Zero-Waste-Strategie festgelegten Ziele zur Müllreduzierung deutlich verfehlt: Vom Ziel, die Menge an Haus- und Geschäftsmüll unter die Grenze von 150 kg pro Einwohner*in zu senken, ist man angesichts aktuell über 203 kg pro Einwohner*in in 2024 weit entfernt. Auch die für 2025 definierten Zwischenziele werden absehbar verfehlt. Im Jahr 2024 ist sogar erstmals seit 2020 eine Steigerung der Restmüllmenge im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.
Zugleich gilt es, einen Großteil der in der Zero-Waste-Strategie verbindlich definierten Aktivitäten durchzuführen: 50 von insgesamt 72 für den Zeitraum 2020 bis 2030 festgelegten Maßnahmen sind noch bzw. weiterhin umzusetzen.
Um die Zero Waste-Strategie erfolgreich umzusetzen und Berlins abfallpolitische Ziele zu erreichen, müssen die dort beschlossenen Maßnahmen für Abfallvermeidung, mehr Kreislaufwirtschaft und besseres Recycling initiiert, fortgesetzt und – wo möglich – weiter intensiviert werden. Dies betrifft u.a. Aktivitäten der seit Jahren erfolgreichen Initiative „Re-Use Berlin“: Durch die Initiierung von Leuchtturmprojekten wie der BSR-Noch-Mall, dem Haus der Materialisierung oder dem „A-Gain Guide“, die Eröffnung temporärer „Re-Use-Superstores“, Fachdialogen, Sammelboxen und CO2-Rechner konnten eine ganze Reihe wichtiger Impulse zur Stärkung der Wiederverwendung gesetzt werden. Diese wichtige Arbeit zur Stärkung des Second Hand-Gedankens und zur Ressourcenschonung muss weiterentwickelt und fortgeführt werden.
Der Bausektor ist ein Abfallgigant
Durch den Abbau, die Verarbeitung und den Transport großer Rohstoffmengen und die Versiegelung vor Ort trägt schadet der Bausektor nicht nur besonders stark dem Klima und der Natur, er verursacht auch die mit Abstand größten Abfallmengen. Gerade in der Hauptstadt Berlin entstehen vor dem Hintergrund intensiv vorangetriebener Wohnungsbau- sowie weiterer Infrastrukturmaßnahmen wie Straßenbau enorm große Mengen an Bau- und Abrissmüll, zuletzt etwa 3,2 Mio. Tonnen pro Jahr. Umso wichtiger erscheinen Maßnahmen wie die Stärkung der Wiederverwendung von Bauteilen oder die Ausweitung des Recyclings von Zement und Gips und anderen Baustoffen, um Ressourcen zu schonen und Abfallmengen zu verringern.
Mehr Kommunikation zur Abfallvermeidung
Sowohl die Bundesregierung als auch das Land Berlin haben sich mit der Nationalen Kreislaufwirtschafts- sowie der Berliner Zero-Waste-Strategie dem Aufbau einer modernen, ressourcenschonenden und (möglichst) geschlossenen Kreislaufwirtschaft verschrieben. Neben klima- und umweltpolitischen Effekten stehen dabei große Chancen für Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit im Zentrum. Noch bleiben diese Chancen jedoch zu oft unerkannt und ungenutzt. Für eine erfolgreiche Umsetzung unabdingbar ist daher die Schaffung zusätzlicher Aufmerksamkeit durch öffentliche Kommunikation und Kampagnen: Im Fokus sollten dabei die Steigerung von Menge und Qualität der Bioabfallsammlung, die Vermeidung von Lebensmittelabfällen sowie die Verbesserung von Mülltrennung und Recycling von Gewerbeabfällen stehen.
In allen drei Bereichen besteht besonderer Handlungsbedarf:
- Berlin liegt im Vergleich der Bundesländer an vorletzter Stelle, was die Bioabfall-Sammelmengen betrifft. Hinzu kommt: Zu oft landen Plastiktüten und andere falsche Dinge in der Biotonne. Zugleich müssen neue, strengere Grenzwerte für Fehlwürfe der zum 1.5.25 novellierten Bioabfallverordnung eingehalten werden.
- Kommunikationsmaßnahmen zur Lebensmittelwertschätzung zahlen auf Deutschlands Verpflichtungen im Rahmen der Erfüllung der UN-Nachhaltigkeitsziele ein: Konkret soll im Rahmen der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung die Menge der Abfälle in diesem Bereich bis 2030 halbiert werden.
- Insbesondere mit der ab 1.7.26 geplanten Verschärfung der Vorgaben für Trennung und Recycling in der neuen Gewerbeabfallverordnung ist die Hauptstadt in der Pflicht, den Vollzug der Rechtsvorschriften endlich konsequent umzusetzen. Voraussetzung dafür ist u.a. eine intensivere Kommunikation mit den abfallproduzierenden Unternehmen.
Kontakt:
Tobias Quast-Malur, Referent für Abfall- und Ressourcenpolitik BUND Berlin, Tel. 030-78 79 00-55, quast(at)bund-berlin.de


