Der Begriff Begegnungszone stammt aus der Schweiz. Dort bezeichnet er eine Straße, auf der Zufußgehende Vorrang gegenüber dem motorisierten Verkehr genießen. Der BUND ist dafür, eine solche Regelung auch in die deutsche Straßenverkehrsordnung aufzunehmen. Bislang gibt es nur den verkehrsberuhigten Bereich (die sogenannte Spielstraße), in dem Schrittgeschwindigkeit gilt, und den verkehrsberuhigten Geschäftsbereich. Solange es keine echten Begegnungszonen nach Schweizer Vorbild gibt, sollte Berlin mehr verkehrsberuhigte Geschäftsstraßen einrichten.
Verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche
Laut Straßenverkehrsordnung können verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche in „zentralen städtischen Bereichen mit hohem Fußgängeraufkommen und überwiegender Aufenthaltsfunktion“ angeordnet werden. Geschwindigkeitsbegrenzungen dürfen hier auf 10 oder 20 km/h festgelegt werden. Der Vorteil von verkehrsberuhigten Geschäftsstraßen ist, dass diese anders als die verkehrsberuhigten Bereiche (Spielstraße mit Zeichen 325.1) auch ohne aufwendigen Straßenumbau möglich sind.
In Berlin gibt es mit der Maaßenstraße (Schöneberg) bislang nur einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich. Für die Bergmannstraße (Kreuzberg) hatte der Senat ursprünglich ebenfalls unter dem etwas irreführenden Begriff Begegnungszone einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich geplant. Nachdem der Bezirk die Federführung übernommen hatte, wurde die Bergmannstraße 2021 stattdessen zu einer auf ihrem zentralen Abschnitt nahezu autofreien Einkaufsstraße, was der BUND ausdrücklich begrüßt.
Vorbild Maaßenstraße
2015 wurde die Maaßenstraße in Schöneberg in eine sogenannte „Berliner Begegnungszone“ (eigentlich ein verkehrsberuhiger Geschäftsbereich) umgewandelt. Der Umbau fand ein großes Echo in den Medien, weil zunächst der Wegfall von Parkplätzen und nach der Fertigstellung die Gestaltung der Sitzmöbel kritisiert wurden. Während der Gastronomie-Schließungen im Zuge der Corona-Pandemie fungiert die verkehrsberuhigte Maaßenstraße aber als öffentliches Wohnzimmer, was dem Begriff Begegnungszone eine weitere Bedeutung verlieh.
BUND begrüßt den Umbau der Maaßenstraße, weil
- dank wegfallender Radwege und Parkplätze die Gehwege breiter wurden.
- die schmalen Radwege auf dem Gehweg nun Geschichte sind.
- die Straße nun viel besser zu queren ist.
- jetzt Tempo 20 statt Tempo 50 gilt.
- Fahrradbügel anstelle von Parkplätzen angelegt wurden.
Viel Potenzial für Verkehrsberuhigung
Der BUND fordert deshalb, verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche an mehreren Stellen in Berlin einzurichten, wo einkaufs- und tourismusbedingt viele Menschen zu Fuß unterwegs sind:
- Winterfeldtplatz (Fortsetzung Maaßenstraße)
- Straßen rund um den Gendarmenmarkt
- Schloßplatz (Unter den Linden/Liebknechtstraße am Stadtschloss)
- Museumsinsel (Bodestraße/Am Lustgarten)
- Hackescher Markt
- Goltzstraße/Akazienstraße
- Wilmersdorfer Straße (nördlich und südlich der Fußgängerzone)
- Bahnhofsstraße (Lichtenrade)
- Breite Straße (Spandau)
Bei der geplanten Fußgängerzone in der Friedrichstraße fordert der BUND, den autofreien Bereich nicht auf die Straßenzüge Französische Straße bis Leipziger Straße zu beschränken, sondern den ganzen Straßenverlauf zwischen Unter den Linden und Checkpoint Charlie zu einer attraktiven Flaniermeile zu machen.