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Tempo runter, Umsatz rauf

Passanten auf einer Einkaufsstraße Lichtenrader Bahnhofsstraße: Meistens herrscht mehr Autoverkehr auf der Straße als auf diesem Bild zu sehen.

Gibt es zu viele Verkehrsschilder? Es kommt darauf an, welche Schilder es sind. Wenn es nach dem BUND geht, könnte ein Vorschriftszeichen, wie die Straßenverkehrsordnung die Gebote und Verbote verkündenden Schilder nennt, in Berlin künftig häufiger zu sehen sein: das Zeichen „verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“. Das Schild ähnelt dem Tempo-30-Zeichen, schreibt als Höchstgeschwindigkeit aber entweder 10 oder 20 Stundenkilometer vor. Es kommt dann zum Einsatz, wenn eine Geschwindigkeit zwischen der in Spielstraßen geforderten Schrittgeschwindigkeit und Tempo 30 angebracht ist. 

Bisher sind Tempo-10-Zonen vor allem in besonders engen Straßen üblich, etwa in der Tempelhofer Fliegersiedlung, im historischen Rixdorf oder in der Spandauer Vorstadt in Mitte. Doch die Begrenzung auf bis zu 20 Stundenkilometer birgt größere Potenziale. Sie ist ein ideales Instrument, um Einkaufsstraßen neues Leben einzuhauchen. Allzu häufig leidet das Shoppingvergnügen unter der Unmöglichkeit, schnell und ungefährdet die Straßenseite zu wechseln. Mit einer Entschleunigung des Autoverkehrs würde auf vielen Geschäftsstraßen das Einkaufen zu Fuß wieder richtig Spaß machen – ohne dass der nötige Lieferverkehr behindert wird.  

Bei den verkehrsberuhigten Geschäftsbereichen handelt es sich nicht um Shared-Space-Flächen, auf denen alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt unterwegs sind. Dementsprechend bleibt es auch bei der klassischen Trennung von Bürgersteig und Fahrbahn. Allerdings ließe sich die Gelegenheit nutzen, die Fußgängerwege zu entrümpeln und allerlei platzbeanspruchende Dinge wie Streugutkästen, Glas- und Altkleidercontainer oder Fahrradständer auf der Straße unterzubringen. Auf diese Weise schafft man auf den häufig zu schmalen Bürgersteigen dringend benötigten Platz für Verkaufsflächen und Außengastronomie.

Gut geeignet für die verkehrsberuhigten Geschäftsbereiche wären mittelgroße Straßen, die nicht Teil des Hauptstraßennetzes sind, zum Beispiel die Kreuzberger Bergmannstraße oder die Friedrichstraße zwischen Checkpoint Charlie und Unter den Linden. Anspruchsvoll wird die Einrichtung einer Tempo-20-Zone, wenn Linienbusse auf der Straße verkehren, wie etwa in der Lichtenrader Bahnhofsstraße. Gerade hier ist eine Entschleunigung aber besonders sinnvoll, da sich die mittelständischen Geschäfte dieser klassischen Einkaufsstraße gegen ein Einkaufszentrum behaupten müssen. Weniger Lärm und mehr Bewegungsfreiheit würden ihnen dabei helfen.

Der Beitrag erschien in der BUNDzeit 2012-2

Kontakt

Martin Schlegel

Referent für Verkehrspolitik
E-Mail schreiben Tel.: (030) 787900-17

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