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So langsam wie noch nie

BUND-Auswertung der Fahrpläne offenbart einen neuen Negativrekord der BVG-Busse

Zu keinem Zeitpunkt im vergangenen halben Jahrhundert waren die Busse der BVG so wenig rasant wie im ersten Quartal 2015. Zu diesem Ergebnis kommt der BUND bei der Auswertung von Fahrplänen der Metrobuslinien M19, M27, M29, M41, M45, M46, M48 und M49 beziehungsweise deren Vorgängerlinien von 1960 bis heute. Ausgewertet wurden die Streckenabschnitte innerhalb des S-Bahnrings. Vielleicht ist der aktuelle Durchschnittswert von 14,2 Stundenkilometern werktagsnachmittags auch der schlechteste Wert seit der Umstellung des Omnibusverkehrs von Pferde- und Motorkraft zu Beginn des 20. Jahrhunderts, allerdings lässt die Datenlage nur einen Vergleich ab 1960 zu. Zu Beginn des Auswertungszeitraums lag die Durchschnittsgeschwindigkeit inklusive Stopps noch bei 16,6 km/h, um zunächst gemächlich (1970: 16,4 km/h) und in Neunzigerjahren steil auf 14,3 km/h abzusinken.

Das Busbeschleunigungsprogramm von 2006 brachte so gut wie nichts: Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den acht Linien lag zwischen 2004 und 2014 konstant bei 14, 5 km/h. Und dies ist wohlgemerkt nur die Sollgeschwindigkeit, in der Realität sind die Busse häufig ohnehin noch langsamer unterwegs.

Der schlechte Wert für die ersten Monate dieses Jahres hängt im Wesentlichen mit zwei großen Baustellen auf den Linien M27 und M46 zusammen. Das verweist auf ein grundsätzliches Problem: Der öffentliche Verkehr ist neben dem Radverkehr meist der erste Leidtragende, wenn Bauvorhaben für Platzknappheit auf den Straßen sorgen. Statt die Zahl der Spuren für den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren oder temporäre Einbahnstraßen einzurichten, lässt die Verkehrslenkung bei Baustellen zuerst Bus- und Radspuren wegfallen.
Wenn die steigenden Mobilitätsbedürfnisse einer wachsenden Stadt umweltgerecht befriedigt werden sollen, dann muss der Busverkehr schneller werden. Dafür gibt es einige sehr wirksame Mittel: Busspuren, die rund um die Uhr gelten, Polizeikontrollen, die auf Busspuren parkende Autos mit Strafzetteln versehen, und eine Ampelschaltung, die den öffentlichen Verkehr bevorzugt.

Zudem sollte die BVG an den stark frequentierten Bushaltestellen Fahrkartenautomaten aufstellen, damit nicht so viel Zeit für den Verkauf von Tickets im Bus verloren geht. Und vor allem muss der Einstieg wieder an allen Türen erlaubt werden. Damit die BVG ihren Teil dieser Anstrengungen unternimmt, fordert der BUND den Senat auf, in den Nahverkehrsplan – also in das amtliche Dokument, das festlegt, was die Träger des öffentlichen Nahverkehrs zu leisten haben – einen verbindlichen Zielwert für die Busgeschwindigkeit aufzunehmen. Das käme dem Landeshaushalt zugute, weil die BVG nach Busminuten bezahlt wird. Geld, das Berlin derzeit für Trödelbusse ausgibt, wäre besser in zusätzliche Angebote im Busverkehr investiert. 

Der Beitrag erschien in der BUNDzeit 2015-2

Kontakt

Martin Schlegel

Referent für Verkehrspolitik
E-Mail schreiben Tel.: (030) 787900-17

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