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Amphibien

Die ersten Vorfahren der Amphibien besiedelten bereits vor über 300 Millionen Jahren unsere Erde. Nun sind diese Tiere zunehmend gefährdet. Auch vor Berlin macht der Artenschwund nicht halt. Zehn der insgesamt 13 nachgewiesenen Arten sind bei uns bedroht.

Wir machen es Amphibien nicht leicht. Durch ihre Lebensweise benötigen sie sowohl Gewässer als auch Landlebensräume, die miteinander verbunden sind. Diese Biotopkomplexe gehen zunehmend verloren, was Amphibien noch mal wesentlich anfälliger gegenüber schädigenden Umwelteinflüssen als andere Tiergruppen macht.

Auch in Berlin sind Frösche, Kröten, Molche und Unken inzwischen massiv bedroht. Von den insgesamt 13 nachgewiesenen Arten sind die Knoblauchkröte, der Seefrosch, der Moorfrosch und der Grasfrosch gefährdet, die Wechselkröte und der Kammmolch stark gefährdet und die Kreuzkröte und die Rotbauchunke sogar vom Aussterben bedroht. Der Laubfrosch und der kleine Wasserfrosch gelten inzwischen als ausgestorben oder verschollen. Nur die Bestände des kleinen Teichfrosches, Teichmolches und der Erdkörte scheinen noch stabil zu sein.

Das Verschwinden von Amphibien in Berlin reißt ein weiteres empfindliches Loch in die natürliche Nahrungskette von Wildtieren in unserer Stadt. Während sich die Lurche von Käfern, Spinnen und Würmer ernähren, sind sie selbst auch wichtige Beutetiere für vielerlei Vögel, Reptilien, Fische und Säugetiere. So hat jedes Tier eine wichtige Bedeutung im Ökosystem und hält dies in Balance.

Schwindende Habitate

Die Gründe für den Verlust von Lebensräumen sind vielfältig. Einerseits verlieren und „zerschneiden“ wir für neue Wohnhäuser, Gewerbe und Straßen immer mehr Grünräume. Anderseits haben die Ufergestaltung und die Art und Weise, wie wir Gewässer nutzen, einen erheblichen Einfluss auf den Fortbestand von Amphiben in Berlin. Anstelle von Flachwasserzonen und Pflanzen in und am Gewässer sind die Kleingewässer oft mit Beton verbaut.

Zudem mangelt es an einer guten Pflege der Wasserkörper. Die Bezirke haben hierfür weder Geld noch Personal. Dies führt dazu, dass ein Großteil der Gewässer komplett zugewachsen ist und auch dadurch kaum mehr Wasser enthält. Unser BUND-Kleingewässerreport 2021/22 zeigt, dass fast die Hälfte der in sechs Bezirken untersuchten 353 Kleingewässer in einem schlechten Zustand ist. 

Darüber hianaus werden die Uferbereiche von uns Menschen und Hunden stark beansprucht. Ausgesetzte Fische und Haustiere wie die Schmuckschildkröte fressen den Amphibiennachwuchs und Einleitungen von ungeklärtem Regenwasser belasten die Gewässer mit Schadstoffen von Straßen, Dächern und Fassaden sehr.

Trauriges Beispiel: Das Pankower Tor und die Kreuzkröte

Auf dem ehemaligen Rangierbahnhof Pankow-Heinersdorf lebt die letzte große und überregional bedeutende Population der extrem seltenen und streng geschützten Kreuzkröte. Dennoch soll auf der Fläche nun ein großes Wohnquartier inklusive Büroflächen und Läden entstehen. Auf dem Gelände, auf dem ein Reservat zum Erhalt der Kreuzkröte entstehen könnte, soll zudem ein großer Möbelmarkt errichtet und die Kreuzkröte stattdessen nach Brandenburg umgesiedelt werden. Dies ist aber rechtswidrig. Zudem ist es deutschlandweit noch nie gelungen, eine Kreuzkrötenpopulation erfolgreich umzusetzen.

Hohe Trinkwasserverbräuche und Klimawandel

Amphibien sind die wohl am meisten vom Klimawandel betroffenen Wirbeltiere. Lebensraumverlust durch langfristige Austrocknung von Gewässern sowie starke Temperaturschwankungen während der Winterruhe stellen eine weitere elementare Bedrohungen für die heimische Amphibienwelt dar. Ausgetrocknete Kleingewässer sind aber auch Ergebnis unseres hohen Wasserverbrauchs. Seit Jahrzehnten fördern die Berliner Wasserbetriebe in sensiblen Moor- und Feuchtgebieten und größtenteils ohne Genehmigung viel zu hohe Mengen an Rohwasser für die Trinkwassergewinnung. Die Schädigungen haben in den letzten Jahren immer weiter zugenommen. Wir müssen daher Grundwassermindeststände in diesen Gebieten einhalten und Wasser einsparen, um die letzten noch verbliebenen Biotope zu retten. Mit dem Verzicht auf den eigenen Pool, einem wassersparenden Umgang im Garten, der Nutzung von mehr Regen- und Grauwasser im Haushalt und der Industrie und der Entsiegelung von Flächen würden wir einen großen Beitrag für unsere Moore und Feuchtgebiete und damit auch Amphibienwelt leisten.

Straßenverkehr, Schächte und Gullys

Tausende Frösche und Kröten sterben jedes Frühjahr auf Straßen bei ihren Wanderungen zu den Laichgewässern. Aber auch Straßengullys, Kellerfenster, Lichtschächte, Außenkellertreppen und ungesicherte Brunnenschächte werden zu einer Todesfalle, wenn die Tiere nicht rechtzeitig entdeckt werden.

Was wir tun

Mit unserem BUND-Kleingewässerreport dokumentieren wir berlinweit den Lebensraumverlust von Amphibien und setzen uns dafür ein, dass die Bezirke für die Pflege der Biotope Geld und Personal zur Verfügung gestellt bekommen und sich an naturnahe Pflegestandards halten müssen.

Mit unserer Wassernetz-Initiative - einem Bündnis meherer Umweltverbände in Berlin - die der BUND ins Leben gerufen hat, setzen wir uns für den bessern Gewässerschutz in Berlin insgesamt ein. Wir möchten, dass alle Seen, Flüsse, Bäche, Kleingewässer und das Grundwasser in einem guten ökologischen und chemischen Zustand sind, so wie es das Wasserrecht eigentlich schon für 2015 vorgesehen hat.

Um die Schädigung der Berliner Moore und Feuchtgebiete durch die Trinkwassergewinnung aufzuhalten, klagen wir gemeinsam mit der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft Naturschutz (BLN) gegen die Senatsumweltverwaltung von Berlin. Die Biotope sind nach Europarecht (FFH-Richtlinie) streng geschützt und die Verwaltung daher verpflichtet, gegen die Schädigungen einzuschreiten. Mit unserer Klage möchten wir erreichen, dass Berlin endlich tätig wird und damit auch hohen Strafzahlungen entgeht, die ihr seitens der EU drohen.

Gleichzeit ist uns der Erhalt von Grünflächen in Berlin insgesamt ein großes Anliegen. Wir begleiten den Prozess Charta für das Berliner Stadtgrün und machen uns dafür stark, dass das Stadtgrün in Berlin verbindlich und nicht nur durch eine "Selbstverpflichtung" gesichert wird.

Verena Fehlenberg

Projektkoordination Wassernetz-Initiative
E-Mail schreiben Tel.: 030 78 79 00 19

Artenkunde: Welche Amphibien leben in Berlin?

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BUND-Kleingewässerreport 2021/2022

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