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Bebauungsplan Lichterfelde Süd verabschiedet:

21. März 2024 | Artenvielfalt, Flächenschutz, Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung, Stadtnatur, Bauen

Weidelandschaft bleibt erhalten, aber zu viel Fläche wird bebaut und Wald geht verloren.

Am Mittwochabend hat die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf den Bebauungsplan Lichterfelde Süd (B-Plan 6-30) verabschiedet. Damit ist nun der Start für das aktuell größte Wohnungsbauprojekts Berlins mit 2.500 Wohnungen und dazugehöriger Infrastruktur wie Kitas, Schulen und Geschäften südlich von Réaumurstraße und Landweg auf den Weg gebracht.

„Bei aller Kritik an der Bebauung und an dem Verfahren haben wir es erreicht, dass die Lichterfelder Weidelandschaft mit ihrer großen Artenvielfalt unter anderem für Umweltbildung erhalten bleibt. Im Gegensatz zu vielen anderen Stellen in der Stadt erfolgt die vom Naturschutzrecht verlangte Eingriffskompensation durchaus beispielhaft. Eine wichtige Basis dafür war auch hier die enge und überwiegend gute Zusammenarbeit aller Beteiligten wie Naturschutzbehörden, Naturschutzverbände, Planungsbüros, engagierte Fachleute und ein kooperierender Investor“, so Dr. Andreas Faensen-Thiebes, Mitglied im Vorstand des BUND Berlin.

Allerdings wurde die Hauptkritik an der Bebauung nicht berücksichtigt: In einem Letter of Intent zwischen Bezirk und der Groth-Gruppe als Grundstückseigner und Investor wurde schon im April 2013 festgelegt, dass die Groth Gruppe 39 Hektar ihres 96 Hektar großen Grundstücks bebauen darf. In einem vorher extra beauftragten Gutachten wurde dagegen aber dargestellt, dass nur 16 Hektar ohne große Eingriffe in die Natur bebaubar sind und nur weitere 11 Hektar bedingt bebaubare Fläche sind.

„Wir haben seitdem diese Aufteilung kritisiert, weil sie die naturschutzfachlichen Fakten überging und auch weil das Verfahren falsch ist: Ein Bebauungsplan wägt die verschiedenen Belange an eine Fläche ab und versucht, eine gute Lösung auf Basis der zusammengetragenen Interessen, Ziele und Möglichkeiten zu finden – hier sah es so aus, als wurde ohne diese Abwägung einfach ein ‘Deal‘ gemacht“, so Faensen-Thiebes.

Weitere Kritikpunkte an der Bebauung, die nicht im B-Plan berücksichtigt wurden:

  • Der Bau von 480 Reihen- bzw. Doppelhäusern, die nicht nur viel mehr Fläche verbrauchen als Wohnungen im Etagenwohnungsbau, sondern typischerweise auch mehr Autos haben und somit die Verkehrssituation entlang der Osdorfer Straße verschlechtern. Damit hängt auch die Vernichtung von 8,44Hektar Wald zusammen, die bei anderer Bauweise in dem Umfang nicht nötig gewesen wäre. 
  • Der Verzicht auf eine Lärmschutzwand an der Bahn, so dass die dortigen Wohnungen und die Schule ständig dem Bahnlärm ausgesetzt sind, bzw. die dorthin exponierten Räume nicht gut nutzbar sind.
  • Der Bau des Sportplatzes an der Bahn, statt benachbart zur vorhandenen Sportanlage, wodurch der Lärm gebündelt und gerade abendliches Training mit weniger Beeinträchtigung verbunden wäre.
  • Für die stadtklimatische Entlastung sind zwar „grüne Finger“ als Luftschneisen geplant, einer dieser Finger endet aber am stark versiegelten und hoch bebauten Stadtplatz nahe dem S-Bahnhof; dadurch wird die stadtklimatische Entlastung stark reduziert.

„Der B-Plan Lichterfelde Süd hat zwar lange gebraucht, aber nicht wegen der Naturschutzbelange. Er ist ein Beispiel dafür, dass sich Naturschutz und Wohnungsbau prinzipiell vereinbaren lässt. Um so ein Zusammenwirken öfter in der Stadt zu realisieren, braucht es kein neues Schneller-Wohnen-Gesetz.

Prinzipiell sollten in Berlin in Anbetracht des Erholungsbedarfs der Menschen, der Klimakrise, dem Artenschwund und der kritischen Trinkwasserversorgung, keine weiteren Freiflächen zerstört und versiegelt werden“, so Dr.Faensen-Thiebes.

Zum BUND-Statusbericht „Lichterfelde Süd“

Kontakt:

Dr. Andreas Faensen-Thiebes, Mitglied im Vorstand des BUND Berlin: 0171-58 61 640

 

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