- Climate-&-Boat-Demo des Bündnisses "Berlin erneuerbar" vor dem Vattenfall-Heizkraftwerk Berlin-Mitte am 13. August
- BUND Berlin: Fernwärme-Dekarbonisierungsfahrplan von Vattenfall ist Augenwischerei
- Das Netz werde „am Sankt Nimmerleinstag dekarbonisiert – aber dann mit einem extrem hohen Verbrauch“
Unter dem Motto „Gerechte Energie für alle – Grüne Versorgung sicherstellen, fossile Ausbeutung beenden!“ ruft das Bündnis „Berlin erneuerbar“ am Sonntag, den 13. August 2023 zur Climate-&-Boat-Demonstration auf der Spree in Berlin auf. Los geht es um 12 Uhr mit einer Auftaktkundgebung an der East Side Gallery in Berlin-Friedrichshain. Die Wasserfahrzeuge von Stand-up-Paddles über Kajaks bis zu Flößen fahren anschließend auf der Spree zum Heizkraftwerk Mitte und wieder zurück zum Startpunkt. Federführend wird die Demonstration von der BUNDJugend Berlin organisiert. Das ist die Jugendorganisation des Bund für Umwelt und Naturschutz Berlin (BUND Berlin).
Im Aufruf heißt es: „In Berlin werden für die Energieversorgung der Stadt noch immer viele fossile Energieträger verbrannt. Doch das ist weder gut für die Gesundheit der Stadt, den Frieden oder gar für das Klima. Die Abgase verpesten die Berliner Luft, die Importe von Gas und Kohle finanzieren Kriege autoritärer Staaten und der angeheizte Klimawandel gefährdet schon jetzt Millionen von Leben. Dabei gibt es schon jetzt viele klimagerechte Alternativen, dessen Ausbau von der Regierung nun priorisiert werden muss!“
Den ganzen Demoaufruf und weitere Informationen finden Sie unter diesem Link.
Vattenfall-Dekarbonisierungsfahrplan ist Augenwischerei
Auch der BUND Berlin dringt auf die schnelle Erreichung der Klimaneutralität der Wärmeversorgung. Mit dem kürzlich von Vattenfall vorgelegten Dekarbonisierungs-Fahrplan für sein Fernwärmenetz bis 2040 haben sich beim BUND Berlin auch die Vorständin Julia Epp sowie der Klimareferent Matthias Krümmel in einem Beitrag beschäftigt. „Kein guter Plan von Vattenfall für klimaneutrale Fernwärme“, so der Titel. Das Netz werde „am Sankt Nimmerleinstag dekarbonisiert – aber dann mit einem extrem hohen Verbrauch“, so das Fazit. Der vorgeschlagene Fahrplan von Vattenfall stelle nicht die richtigen Weichen, nehme das Thema Nachhaltigkeit nicht ernst und weise „gefährliche Lücken für die Erreichung der Klimaschutzziele“ auf.
Vattenfall beliefert ungefähr 1,3 Millionen von insgesamt rund zwei Millionen Haushalten in Berlin mit Fernwärme und das Netz soll im Zuge der Wärmewende weiter ausgebaut werden. Die Abfallverbrennung soll von aktuell 4 Prozent auf künftig 10 Prozent in der Wärmeerzeugung steigen. „Das steht eindeutig nicht im Einklang mit der Zero-Waste-Strategie des Senats“, so Julia Epp und Matthias Krümmel. Zumal Restmüll, der in Müllverbrennungsanlagen verbrannt wird, nicht klimaneutral sei und sein könne. „Im Endeffekt wird es darauf hinauslaufen, dass sich dann die Berliner zu Weihnachten besonders viel Müll schenken müssen, um im Winter nicht zu frieren“, urteilen die beiden.
Es werde nicht näher ausgeführt, um welche Mengen an Abfall und Biomasse es sich handelt und woher Vatenfall die Mengen (nachhaltig) beziehen will. „Dieses Problem zeigt sich auch beim Thema Wasserstoff, den Vattenfall mit über 20 Prozent für die Wärmeerzeugung verbrennen möchte. Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung geht jedoch davon aus, dass grüner Wasserstoff weltweit bis zum Jahr 2035 weniger als ein Prozent der benötigen Energie liefern wird“, heißt es im Beitrag.
Absurd ist auch die Projektion zur Biomasse-Verbrennung in Vattenfalls Plan. Sie soll bis 2040 von derzeit einem Prozent verachtzehnfacht werden. „Im Grunde wird die Kohle eins zu eins durch Holz ersetzt. Allerdings hat Vattenfall keine Informationen darüber veröffentlicht, woher der Konzern das Holz für eine solche Expansion beziehen will“, so die Autor*innen.
Eine aktuelle Studie der Technischen Universität Berlin, aber auch ältere Studien des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung IÖW und des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik IEE zeigten, dass Berlins Potenziale eigentlich woanders lägen: „Wärmepumpen werden einen Großteil der Wärme bereitstellen. Insbesondere die Potenziale der Geothermie werden von Vattenfall ignoriert, obwohl der Senat in Vorleistungen geht und auf eigene Kosten Bohrungen veranlasst hat“, schreiben Epp und Krümmel.
Mit Absicht rhetorisch umschifft werde von Vattenfall der „im Allgemeinen wichtigste Punkt der Wärmewende“: Die Senkung des Verbrauchs durch energetische Sanierung. „Kann man von Vattenfall erwarten, ein System mit Nachfragereduktion zu entwerfen und damit auch die eigenen Kapazitäten und das Geschäftsmodell in Frage zu stellen? Wohl kaum. Dementsprechend ist es auch am Senat, endlich das Thema Sanierung anzugehen“, so die Autor*innen. Auch der wichtige Punkt, der Ausbau sogenannter kalter Nahwärmenetze, werde nebenbei abgehandelt.
Dekarbonisierungsfahrpläne „sollten auf realistischen Annahmen beruhen, Emissionen und Nachhaltigkeit bewerten und letztlich einen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten, anstatt den Klimawandel weiter zu befeuern“, heißt es im Beitrag. „Das Beste wäre wahrscheinlich wirklich, wenn Vattenfall nun die Fernwärme an den Senat verkaufen würde“, glauben Julia Epp und Matthias Krümmel.
Den ganzen Text des Beitrags finden Sie unter diesem Link auf Umweltzone Berlin.
Pressekontakte:
Demo "Climate & Boat": Antonia Pawella, BUNDjugend Berlin, E-Mail: antonia(at)bundjugend-berlin.de
Einschätzung Vattenfall-Dekarbonisierungsfahrplan: Matthias Krümmel, Fachreferent für Klimaschutzpolitik des BUND Berlin, kruemmel(at)bund-berlin.de, 030-78 79 00-63