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Klimakiller Flugzeug

Flugzeuge übernehmen nur einen relativ kleinen Teil des Personen- und Güterverkehrs, stoßen dafür aber besonders viel klimaschädliche Abgase aus. Berlin kann seine Klimaschutzziele nur erreichen, wenn der Flugverkehr von und nach Berlin deutlich zurückgeht. Dazu braucht es finanziellen Druck: Kostenwahrheit herstellen, Subventionen streichen, CO2-Ausstoß verteuern. Auf das Reisen muss man deshalb nicht verzichten, schließlich können Kurzstreckenflüge problemlos auf die Schiene gelenkt werden.

Kein anderer Verkehrsträger heizt das globale Klima so stark auf wie das Flugzeug. Der CO2-Ausstoß liegt beim Fliegen pro Person und Kilometer im innerdeutschen Verkehr durchschnittlich bei 214 Gramm. Das ist etwa anderhalb Mal so viel wie beim Auto und mehr als sieben Mal so viel wie bei der Bahn (Stand 2019). Im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie verursachte allein die Flugbewegungen auf dem damals noch geöffneten Flughafen Berlin-Tegel einen CO2-Ausstoß von fast 1,5 Millionen Tonnen, das entspricht etwa 27 Prozent der verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen in Berlin. Dass der 2021 eröffnete Flughafen BER im Land Brandenburg liegt, ändert nichts daran, dass die Emissionen der Flüge vom und zum BER zum größten Teil Berlin zuzurechnen sind. Ohne gezielte Maßnahmen zur Reduzierung des Flugverkehrs sind die Klimaschutzziele des Landes Berlins völlig unrealistisch.

Fliegerei begrenzen, nicht fördern

Bislang klammert das Land Berlin den Flugverkehr bei seinen Klimaschutzbemühungen weitgehend aus. Der rot-grün-rote Koalitionsvertrag von 2021 verspricht bei diesem Thema nur vage, sich auf Bundesebene für eine Verlagerung von innerdeutschen Flügen auf die Bahn einzusetzen. Außerdem soll die Flughafengesellschaft ein „ökonomisch und ökologisch nachhaltiges“ Unternehmenskonzept bekommen. Gleichzeitig beabsichtigt der Senat aber, die Zahl der Flugbewegungen am BER zu erhöhen, indem neue Interkontinentalverbindungen angesiedelt werden – was mit neuen Subventionen verbunden sein dürfte.

Dass die Berliner Landesregierung den BER und den Flugverkehr nicht als Klimaproblem wahrnehmen will, ist nicht ganz überraschend, schließlich hat der Tourismusboom in der Hauptstadt wesentlich mit den Billig-Airlines zu tun. Es ändert aber nichts an der Notwendigkeit, den Flugverkehr zu reduzieren. Der erste Schritt wäre, den gesamten CO2-Ausstoß ehrlich zu erfassen, der mit den Flügen von und nach Berlin verbunden sind, egal ob Personenverkehr oder Luftfracht. Dazu gehören nicht nur die Flugbewegungen am BER, sondern auch die Wege zum Flughafen, die Logistik am Flughafen, die Herstellung und der Transport des Kerosins und natürlich auch die Baumaßnahmen am BER.

Wer das Klima ruiniert, soll zahlen

Eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit: Diejenigen, die fliegen oder daran Geld verdienen, sollen auch die damit verbundenen Kosten tragen. Davon sind wir in Berlin und vielen anderen Städten weit entfernt, denn die öffentliche Hand subventioniert den Flugverkehr erheblich. Direkt, indem sie die Infrastruktur baut und pflegt. Indirekt, indem die Berlin, Brandenburg und dem Bund gehörende Flughafengesellschaft Start- und Landegebühren festlegt, die die Betriebskosten nicht decken. Klimapolitisch richtig wäre vielmehr, nicht nur die Betriebskosten, sondern auch den CO2-Ausstoß bei der Gebührengestaltung zu berücksichtigen. Der BUND fordert daher vom Senat, die bisherige Dumpingpolitik bei den Start- und Landegebühren sofort zu beenden.

Als Mitgesellschafter der Flughafengesellschaft hat das Land Berlin durchaus Gestaltungsmöglichkeiten. Die Treibhausgasemissionen des Luftverkehrs müssen sich finanziell bei jedem einzelnen Flug niederschlagen. Bedeutet das, dass Kompensationszahlungen für den durch das Fliegen angerichtete Schaden ausgleichen kann? Davon kann keine Rede sein. Die bislang freiwilligen Kompensationszahlungen, die in der Regel dem Ausbau regenerativer Energiequellen in Entwicklungsländern zugutekommen, können die globale Erhitzung allein nicht aufhalten. Sie sind nur ein Baustein, um den Wettbewerb zwischen Bahn, Bus und Flugzeug etwas gerechter zu gestalten.

50.000 Flüge könnten sofort auf die Schiene

Welche Flüge kann die Bahn ersetzen? Bezieht man nicht nur die reine Flugdauer, sondern auch den Weg zum Flughafen, das Einchecken und Boarden, die Rollzeiten, den Transfer zum Flughafengebäude nach der Landung, das Warten auf das Gepäck und den Weg vom Flughafen in die Stadt in die Zeitkalkulation ein, so dauert ein Inlandsflug rund vier Stunden.

Ebenfalls rund vier Stunden dauert die Zugfahrt von Berlin in die Städte, deren Flughäfen die häufigsten von Berlin aus angeflogenen Inlandsziele sind: Frankfurt/Main, Köln/Bonn, Düsseldorf und München. Pro Jahr nutzen rund sechs Millionen Fluggäste die 50.000 Flugverbindungen zwischen Berlin und diesen Städten. All diese Flüge ließen sich ohne Zeitverlust auf die Schiene verlagern. Mehr dazu im BUND-Luftverkehrskonzept für Berlin und Brandenburg

Kontakt

Martin Schlegel

Referent für Verkehrspolitik
E-Mail schreiben Tel.: (030) 787900-17

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