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Klasse statt Masse

Die moderne Agrarindustrie hat mit einem traditionellen Bauernhof nicht mehr viel zu tun. Gerade die Tierhaltung, oft spricht man mittlerweile bezeichnenderweise von „Tierfabriken“, hat in der Vergangenheit oft zu Skandalen geführt.

Aber immer wieder gibt es Studien, die besagen, dass Bio-Lebensmittel nicht gesünder seien als konventionelle. So genau kann man das allerdings gar nicht wissen, denn natürlich gibt es schon aus ethischen Gründen keine systematischen Ernährungsversuche am Menschen. Zudem ist der unmittelbare Gesundheitswert eines Lebensmittels auch nur ein Aspekt unter vielen. Für die Nutztiere ist das Leben auf einem Betrieb, der einem Bioverband angehört, weniger qualvoll als auf einem konventionellen Betrieb. Und für die Umwelt und die menschliche Gesundheit ist artgerechte, ökologische Tierhaltung auf jeden Fall besser.

Antiresistente Keime: Massentierhaltung ohne Antibiotika geht gar nicht. Und damit „züchten“ wir antiresistente Bakterien, die über verschiedene Wege zu uns Menschen gelangen. So zum Beispiel über den Eintrag von Gülle auf den Feldern. Aber um den Teufelskreis ganz zu schließen, werden in der Massentierhaltung dann auch noch Reserveantibiotika eingesetzt, so dass im Ernstfall kein Antibiotikum mehr hilft. So sterben in Deutschland jährlich 10.000 bis 15.000 Menschen.

Gülle-Schwemme: Nicht nur, dass so antiresistente Keime aufs Feld gelangen, die Gülle gefährdet unsere Gewässer und unser Trinkwasser. Die Wasserbetriebe haben schon Alarm geschlagen, die Nitratwerte im Grundwasser steigen durch den Eintrag. Nur mit hohem Aufwand und Kosten kann das Trinkwasser aufbereitet werden, so müssen dann alle Verbraucher*innen den Preis über höhere Wasserpreise zahlen.

Klima und Fleisch: Mit über sieben Prozent trägt die Landwirtschaft und vor allem die Massentierhaltung zu den klimaschädlichen Emmissionen bei. Dafür verantwortlich sind vor allem Methan-Emissionen aus der Tierhaltung, das Ausbringen von Wirtschaftsdünger (Gülle, Festmist) sowie Lachgas-Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten Böden als Folge der Stickstoffdüngung (mineralisch und organisch). 

Wer also nicht nur Hunde und Katzen mag, sondern wirklich ein Herz für Tiere und Umwelt hat, kann mit Bio etwas für sie tun – weniger tierische Produkte auf dem Einkaufszettel sind in dieser Hinsicht natürlich noch wirksamer. Dass die Umwelt durch die biologische Herstellung von Lebensmitteln weniger stark belastet wird, ist bekannt. Durch eine Umstellung auf biologische Landwirtschaft könnten aber auch die Steuern dramatisch gesenkt werden. Denn die Steuerzahler*innen bezahlen zuerst die Milliarden an Subventionen, mit denen die industrielle Landwirtschaft in der EU gefördert wird, und dann zahlen sie noch einmal Milliarden für die Beseitigung der Umweltschäden, die diese Landwirtschaft verursacht (soweit sich die Schäden überhaupt beseitigen lassen).


Weniger ist mehr

In Brandenburg hat im Jahr 2016 ein Volksbegehren gegen Massentierhaltung bewirkt, dass sich der Landtag mit der Frage nach den wachsenden Tierfabriken in Brandenburg beschäftigen musste. Um einen Volksentscheid zu vermeiden, schloss die rot-rote Koalition einen Kompromiss mit dem Bündnis gegen Massentierhaltung. Unter anderem soll das Abschneiden von Schäbeln und Schwänzen verboten, die Weidehaltung gefördert und den Tieren ein langsameres Wachstum gegönnt werden. Der BUND Brandenburg gehört zu den treibenden Kräften des Bündnisses gegen Massentierhaltung. Er achtet nun darauf, dass der vereinbarte Kompromiss tatsächlich umgesetzt wird.

Wer als Verbraucher*in selbst etwas gegen Massentierhaltung unternehmen will, sollte darauf achten, Fleisch aus bio-zertifizierter Haltung zu kaufen und den Fleischverzehr so einzuschränken, dass durch den Umstieg nicht mehr Geld für Fleisch ausgegeben wird. Das schont Tiere und Geldbeutel. Bei Obst und Gemüse ist es noch leichter, sich bio und preiswert zugleich zu ernähren: Wenn die Bio-Landwirt*innen einen Stand auf dem Markt haben, kostet Bio-Obst und Bio-Gemüse manchmal sogar weniger als konventionelle Ware im Supermarkt.

Doch selbst wenn sich alle Deutschen nur noch bio ernähren würden und alle ihre Unterschriften für Initiativen gegen Massentierhaltung geben würden, bliebe das persönliche Engagement möglichst vieler Menschen in Vereinen und NGOs unerlässlich. Denn die EU ist der weltweit größte Fleischerzeuger und Deutschland eines der drei größten Fleischerzeugerländer in der EU. Was nicht hier gegessen wird, wird exportiert. Ohne die international vernetzten Bemühungen der NGOs bliebe das ethische Verhalten aufmerksamer Verbraucher*innen in Deutschland und anderen Ländern daher wirkungslos.


Weitere Infos rund um das Thema

Weitere Infos zu Hintergründen und den globalen Zusammenhängen unseres Fleischkonsums finden Sie in unserem Fleischatlas.

Das Buch „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer ist mittlerweile ein Klassiker unter der Aufklärungsliteratur in Bezug auf die Realität der modernen Nutztierhaltung.

Sehr realitätsnah, aber nichts für schwache Gemüter ist die Dokumentation Earthlings.

 

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