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Autos elektrifizieren

Abgasfrei, relativ leise und potenziell klimaneutral: Die Mobilität der Zukunft ist untrennbar mit Elektromotoren verbunden. Allerdings ist es weder möglich noch sinnvoll, die heute dominierenden privaten Allzweckautos eins zu eins durch Elektroautos mit gleicher Leistung zu ersetzen. Vielmehr soll das E-Auto Bus, Bahn und Fahrrad ergänzen. Dazu muss man es nicht unbedingt selbst besitzen.

Wie grün ein Elektroauto wirklich ist, hängt vom Strommix ab.

In den nächsten zwei Jahrzehnten gilt es, Verbrennungsmotoren durch alternative Antriebe zu ersetzen, um die globale Erwärmung zu begrenzen. Sogenannte Biokraftstoffe sind keine umweltfreundliche Alternative für Benzin und Diesel, denn sie schaffen mehr Probleme, als sie lösen: Monokulturen, Flächenverbrauch, Waldvernichtung, Konkurrenz mit Lebensmittelanbau. Um Fortbewegung klimaneutral zu organisieren, bleibt neben dem Muskelantrieb und dem Wasserstoffantrieb, der seit vielen Jahren kurz vor der Serienreife steht, nur der gute alte Elektromotor. Bedingung dafür ist natürlich, dass der Strom ausschließlich aus zusätzlich gewonnenen erneuerbaren Energien stammt. Das Elektroauto darf kein Kohle- und Atomauto werden! 

Auf die CO2-Grenzwerte kommt es an

Während der Verkauf von Pedelecs boomt, stagnieren die Zahlen für neu zugelassene Elektroautos auf niedrigem Niveau. Schuld ist die Bundesregierung, die in der Ära Merkel auf EU-Ebene ambitionierte CO2-Grenzwerte verhindert hat. Solange die deutsche Autoindustrie problemlos ihre dicken Karren mit gewaltigem CO2-Ausstoß verkaufen darf, besteht weder für die Käufer*innen noch für die Hersteller ein Anreiz, nennenswert in Elektromobilität zu investieren. Die bisher in Deutschland produzierten Elektroautos dienen dazu, der Autoindustrie ein grünes Mäntelchen umzuhängen und den CO2-Ausstoß ihrer Flotten niedriger erscheinen zu lassen. In Stuttgart, München und Wolfsburg werden Elektroautos hergestellt, damit übermotorisierte Geländewagen weiterhin die ohnehin großzügigen CO2-Grenzwerte überschreiten können. Um der Elektromobilität Schwung zu verleihen, müssen die Grenzwerte runter! 

E-Motoren bringen mehr Ruhe und gute Luft

Während der Klimaeffekt vom Strommix abhängt, ist der Elektroantrieb den Verbrennungsmotoren in Sachen Feinstaub, Stickoxide und Lärm in jedem Fall überlegen. Der BUND fordert daher, ihren Einsatz dort zu forcieren, wo sie lärm- und abgasgeplagten Menschen am meisten Entlastung bringen, nämlich im städtischen Alltagsverkehr. Um die Lärmbelastung zu reduzieren, müssen Lkw und motorisierte Zweiräder elektrifiziert werden. Die Abgasbelastung sinkt signifikant, wenn vor allem dieselbetriebene Busse, Lieferfahrzeuge und Taxen durch E-Modelle ersetzt werden – also solche Fahrzeuge, die zwar den ganzen Tag in der Stadt unterwegs sind, aber nicht mehrere hundert Kilometer am Stück fahren müssen. 

Ganze Flotten elektrifizieren

Die Strategie der Bundesregierung, Privatleute mit Prämien zum Kauf eines Elektroautos zu animieren, hat der Umwelt bisher wenig gebracht. Viel sinnvoller wäre es, ganze Flotten umzustellen. Das betrifft zum einen die Privatwirtschaft, zum Beispiel Pflegedienste, Paketauslieferer oder Handwerker*innen. Zum anderen hat der öffentliche Dienst einen riesigen Fuhrpark, der mit Ausnahme der BSR derzeit fast ausschließlich mit Diesel und Benzin fährt. Der BUND fordert vom Land Berlin, Ämter und landeseigene Betriebe mit Elektroautos auszustatten – und gleichzeitig Dienstfahrräder (gegebenenfalls mit elektrischem Hilfsmotor) anzuschaffen! 

Verbrennungsmotoren nicht eins zu eins ersetzen

Lärm und (klimaschädliche) Abgase sind nicht die einzigen Probleme, die der heutige Autoverkehr mit sich bringt. Der Flächenverbrauch für Parkplätze, die Naturzerstörung für neue Straßen und die Verkehrsunfälle werden nicht weniger, wenn sich lediglich die Art des Antriebs ändert. Der BUND sagt: Elektroautos dürfen nicht als etwas leisere Kopien der herkömmlichen Diesel- und Benzinautos daherkommen. Nutzen statt besitzen soll das Motto sein – es ist viel praktischer, ein für den jeweiligen Zweck geeignetes Carsharing- oder Mietauto mit Elektromotor zu nehmen, als sich selbst mit Anschaffung und Unterhaltung des Autos beschäftigen zu müssen. Und es ist völlig in Ordnung, wenn die Elektroautos weniger Geschwindigkeit und PS als die bisherigen Autos bieten. Sie müssen es sogar, um effizienter, kleiner und leichter zu werden!  

Kontakt

Martin Schlegel

Referent für Verkehrspolitik
E-Mail schreiben Tel.: (030) 787900-17

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