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Wärmewende

Nirgendwo wird in Berlin so viel Energie verbraucht wie beim Heizen. Deshalb ist es so wichtig für den Klimaschutz in unserer Region, die kohlebefeuerten Heizkraftwerke schnell abzuschalten – und nicht eins zu eins durch Gaskraftwerke zu ersetzen. Diese haben zwar eine bessere Klimabilanz als die bislang betriebenen Steinkohlekraftwerke, aber sie dürfen nicht die Entwicklung einer klimaneutralen Wärmeversorgung behindern. Spätestens bis 2050, besser noch deutlich früher, muss Berlin ausschließlich mit erneuerbaren Energien beheizt werden.

Energiewende bedeutet in Berlin vor allem Wärmewende. Foto: pixabay

Nachdem das Braunkohlekraftwerk Klingenberg in Rummelsburg 2017 abgeschaltet wurde, laufen in Berlin mit Reuter C, Reuter West und Moabit noch drei Kohleheizkraftwerke. Angesichts des hohen CO2-Ausstoßes dieser Meiler fordert der BUND, sie deutlich vor 2030 vom Netz zu nehmen. Auf dieses Datum hat sich die rot-rot-grüne Koalition als spätesten Ausstiegstermin geeinigt. Es ist zwar erfreulich, dass Berlin als erstes Bundesland überhaupt den Kohleausstieg gesetzlich besiegelt hat, aber nicht ambitioniert genug. Außerdem muss Berlin das Instrument der Gemeinsamen Landesplanung nutzen, um einen Ausstieg aus der Braunkohleförderung in Brandenburg durchzusetzen.

Fernwärme

Um den Berliner Kohleausstieg zu beschleunigen, schlägt der BUND vor, mit einem Wärmegesetz Anforderungen an die CO2-Bilanz der Wärme zu stellen, die durch das Fernwärmenetz geleitet wird. Noch kommt die Fernwärme, mit der 1,2 Millionen Haushalte in Berlin heizen, zur Hälfte aus den Kohlekraftwerken; abgesehen von etwas Biomasse (Holz) speist sie sich noch gänzlich aus fossilen Quellen. Die Wärmewende bedeutet also in der Praxis, das Fernwärmenetz für Wärme aus erneuerbaren Energien zu öffnen. 

Mit Erneuerbaren heizen

Mit etwa zwei Prozent ist der Anteil der erneuerbaren Energien beim Heizen in Berlin äußerst überschaubar. Anders gesagt: Das Ausbaupotenzial ist enorm. In Frage kommen verschiedene Techniken. Die Power-to-Heat-Technik ermöglicht es, überschüssigen Strom aus Wind- oder Sonnenenergie in Wärme umzuwandeln und in das Fernwärmenetz einzuspeisen und dort zu speichern. Da dieser Prozess allerdings mit Effizienzverlusten verbunden ist, sollte er nur dann zur Anwendung kommen, wenn es keine andere Verwendung für diesen Strom aus regenerativen Quellen gibt. Einem ähnlichen Prinzip folgt die Power-to-Gas-Technik, die Strom mittels Elektrolyse in synthetisches Gas umwandelt. Das Potenzial der Solarthermie in Berlin wurde Schätzungen zufolge zu weniger als einem Prozent erschlossen. Auch die Geothermie bleibt noch unter ihren Möglichkeiten. Momentan wird nur die oberflächennahe Erdwärme in einer Tiefe bis 100 Metern genutzt, welche Potenziale in der Tiefengeothermie schlummern, ist noch ungeklärt. Unabhängig davon, aus welchen regenerativen Energien künftig die Berliner Wärme kommt, ist klar, dass es nicht ein paar große, sondern viele kleine dezentrale Quellen sein werden.

Auf die Effizienz kommt es an

Die beste Energie ist die, die erst gar nicht erzeugt werden muss. Der BUND fordert deshalb, endlich ernst zu machen mit der energetischen Sanierung des Berliner Gebäudebestands. Das fängt bei relativ einfachen technischen Optimierungen wie dem hydraulischen Abgleich an und geht über die Isolierung von Heizungsrohren, Kellerdecke und oberster Decke bis zur Sanierung von Fassaden, Brandschutzmauern und Fenstern. Bislang hat der Senat aber noch keine klaren quantitativen Vorgaben dafür formuliert, wie Berlin das Ziel des klimaneutralen Gebäudebestands erreichen soll. Wichtig dabei: Die energetische Sanierung muss sozial abgefedert werden – der Klimaschutz darf nicht als Vorwand dafür dienen, die Mieten nach oben zu treiben. Fortschrittliche Wohnungsbaugesellschaften wie etwa die Märkische Scholle mit ihrem Vorzeigequartier Lichterfelde Süd haben gezeigt, dass es durchaus möglich ist, dank stark gesunkener Heizkosten auch aufwendige Sanierungen für die Mieterinnen und Mieter kostenneutral durchzuführen. Bei den Neubauten fordert der BUND höchste Standards: Die Häuser der Zukunft sollen keine Energieverbraucher, sondern Energieproduzenten und Energiespeicher sein. Dabei kommt es auch darauf an, jedes Grad Wärme bei Lüftung und Abwasser zu nutzen. 

Um die bundespolitischen und Berliner Klimaschutzziele einzuhalten, muss also schnell etwas auf dem Wärmemarkt passieren: Die Erschließung und Umstellung auf erneuerbare Wärmequellen muss vorangetrieben, die Einsparung von Energie insbesondere durch Sanierungsoffensiven realisiert und Akteurs-spezifische Lösungen angeboten werden.

Der BUND Berlin hat sich zum Ziel gesetzt, hier einen Beitrag zu leisten und aufzuzeigen, wo Zielkonflikte und Umsetzungshemmnisse der Berliner Wärmewende liegen. Dazu haben wir 2021 in einer Analyse untersucht, wie sich der Berliner Wärmemarkt zusammensetzt, wo Konfliktfelder liegen und mit welchen Lösungsansätzen die Wärmewende vorangetrieben werden kann.

Kontakt

Matthias Krümmel

Referent für Klimaschutzpolitik
E-Mail schreiben Tel.: 030 78790063

Analyse der Berliner Wärmewende und ihren Akteuren

Thesenpapier zur Analyse der Berliner Wärmewende und ihren Akteuren

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